Thomas Findeiss
weltfremdheit
ein kreisender bussard,
treibend im aufwind,
sein schatten auf den fichten,
den schatten abschätzend,
die gefahr der verletzung,
das rauschen der schwingen,
den einzig möglichen einfallswinkel,
das rapide gefälle,
den sturzflug.
das plötzliche abtauchen der beute.
und im letzten moment
das majestätische ausbreiten der flügel.
Friederike Mayröcker*
Weltfremdheit
Ein blasser Schatten,
verschwommen im Dunst,
sein Flügelschlag flattert
leis‘ auf dem Horizont.
Im fahlen Licht der Dämmerung,
umhüllt von Dunkelheit und Rauschen,
die Welt, die sich entfernt und verblassen,
flieht vor uns im Rhythmus des Seins.
Ein Moment des Einfangs,
des Instinkts, der in uns schläft,
der Bussard lässt sich fallen,
sein Opfer in den Fängen gehalten.
Doch in der Wende,
im Augenblick des Erwachens,
entfaltet er majestätisch
seine Flügel in der Luft.
Wir beobachten den Tanz,
der Schönheit im Sturzflug,
die Welt wird fremd und unsichtbar,
und doch sind wir eins mit ihr.
"Weltfremdheit" ist ein Gedicht, das in der einzigartigen Sprachwelt von Friederike Mayröcker verfasst wurde. Es erkundet die Grenzen des Vertrauten und taucht ein in eine Welt des Nebulösen und Flüchtigen. Mayröcker, eine österreichische Schriftstellerin des 20. Jahrhunderts, war bekannt für ihre experimentelle und abstrakte Schreibweise, in der sie die herkömmliche Syntax und Grammatik auflöste, um neue sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten zu erschaffen.
Das Gedicht fängt mit einem blassen Schatten an, der im Dunst verschwimmt und dessen Flügelschlag leise am Horizont zittert. Es offenbart eine Welt, die sich im fahlen Licht der Dämmerung vor uns zurückzieht und im Rhythmus des Seins verblasst. In einem Moment des Einfangs, in dem der schlummernde Instinkt in uns erwacht, beobachten wir den Bussard, der sich fallen lässt und sein Opfer in seinen Klauen hält. Doch in der Wende des Geschehens entfaltet der Bussard majestätisch seine Flügel in der Luft.
Der Tanz der Schönheit im Sturzflug zieht unsere Aufmerksamkeit auf sich. Die Welt wird uns fremd und unsichtbar, aber dennoch sind wir eins mit ihr. Mayröcker spielt mit der Wahrnehmung von Realität und eröffnet eine Welt, in der die Grenzen zwischen dem Vertrauten und dem Fremden verwischen. Es entsteht eine poetische Spannung zwischen dem Beobachter und dem Beobachteten, zwischen dem Sichtbaren und dem Unsichtbaren.
"Weltfremdheit" ist eine Einladung, die gewohnten Vorstellungen von Welt und Wirklichkeit zu hinterfragen. Mayröcker lädt uns ein, uns von den Konventionen zu lösen und die Welt mit neuen Augen zu betrachten, um die versteckte Schönheit und Verbundenheit in der Fremdheit zu entdecken.
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"Weltfremdheit" is a poem written in the unique linguistic world of Friederike Mayröcker. It explores the boundaries of the familiar and delves into a realm of nebulousness and transience. Mayröcker, an Austrian writer of the 20th century, was known for her experimental and abstract writing style, in which she dissolved conventional syntax and grammar to create new linguistic expressions.
The poem begins with a pale shadow, blurring in the mist, and its fluttering wings softly touching the horizon. It reveals a world that retreats from us in the pale light of twilight, fading away in the rhythm of existence. In a moment of capture, as the dormant instinct within us awakens, we observe the hawk as it plunges and holds its prey in its talons. However, in the turning point of the narrative, the hawk unfolds its wings majestically in the air.
The dance of beauty in the steep dive captures our attention. The world becomes strange and invisible to us, yet we are one with it. Mayröcker plays with the perception of reality, creating a world where the boundaries between the familiar and the unfamiliar blur. There is a poetic tension between the observer and the observed, the visible and the invisible.
"Weltfremdheit" invites us to question the familiar notions of the world and reality. Mayröcker encourages us to break free from conventions and see the world with new eyes, to discover hidden beauty and connection within the realm of the unfamiliar.
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