Jaques Brel* - L‘éternel


Thomas Findeiss

  

The Eternal

 

Es war zu heiss im Zimmer

und ich ging runter auf die elend glatt polierte Straße.

Im Westen lag noch ein Rest Licht,

verlogen wie alles, aber eine Spur besser als das.

 

Eine Bar, aufgeschmissen wie ich selber.

Runter wie alles, was ich kannte.

Cultural slumbers,

nicht besser als ich selber.

Eine Schwarze stellte mir ein Bier hin.

 

Sie war schöner als Gott

und alle seine Schwestern.

Ich wollte ihren Namen wissen.

Sie setzte sich an den Tisch.

Ihre Hand auf dem weissen Plastik

wie die Kralle eines ersten Vogels,

der noch kein Tier gerissen hatte.

Ich fragte sie nach ihrem Namen.

 

Ein Boy ließ ein Blatt Papier auf den Tisch fallen.

Sie griff ihm ins Haar, er lachte

und biss sie in den Arm.

Sie leckte die Stelle und lachte.

 

Dann nahm sie den Stift

und schrieb:

Einen Buchstaben über den anderen,

der erste war ein B, der zweite ein Y,

der dritte ein S, dann ein B.

Und dann war nichts mehr

zu erkennen.

 

Jaques Brel*

 

L‘éternel

 

D‘une pièce étouffante je suis sorti,

descendu sur la rue lisse et brillante.

À l‘ouest, une lueur de lumière,

mensongère comme tout, mais mieux que rien.

 

Un bar, aussi déchu que moi,

écrasé comme tout ce que je connaissais.

Plongé dans la culture,

pas mieux que moi-même.

Une noire m‘a servi une bière.

 

Elle était plus belle que tous les dieux et leurs soeurs.

Je voulais connaître son nom.

Elle s‘est assise à la table.

Sa main sur le plastique blanc,

comme la griffe d‘un premier oiseau,

qui n‘avait pas encore déchiré de bête.

Je lui ai demandé son nom.

 

Un garçon a laissé tomber une feuille de papier.

Elle a attrapé ses cheveux, il a ri

et mordu son bras.

Elle a léché l‘endroit et a ri.

 

Puis elle a pris le stylo et a écrit :

Une lettre après l‘autre,

le premier était un B, le deuxième un Y,

le troisième un S, puis un B.

Et alors rien n‘était plus lisible.



"L'éternel" ist ein Gedicht, das die Atmosphäre des Niedergangs und der Verlorenheit einfängt, ganz im Stil des belgischen Chansonniers Jacques Brel. Es führt uns in eine beklemmende, erstickende Umgebung, aus der das lyrische Ich heraustritt und sich auf eine glatte und glänzende Straße begibt. Es spiegelt die Illusion eines Lichts im Westen wider, das zwar trügerisch ist, aber dennoch besser als nichts. Der Protagonist betritt eine heruntergekommene Bar, die ebenso zerfallen ist wie er selbst und alles, was er kannte. Er fühlt sich in der Kultur versunken, doch auch das bietet keine wirkliche Erlösung. Eine dunkelhaarige Frau serviert ihm ein Bier, die schöner ist als alle Götter und ihre Schwestern. Der Protagonist möchte ihren Namen erfahren und sie setzt sich an den Tisch. Ihre Hand auf dem weißen Plastik wirkt wie die Klaue eines Vogels, der noch keine Beute zerrissen hat. Er fragt nach ihrem Namen, doch dann lenkt ein Junge mit einem Blatt Papier die Aufmerksamkeit ab. Sie fängt sich die Haare ein, er lacht und beißt in ihren Arm. Sie leckt die Stelle und lacht. Dann nimmt sie den Stift und schreibt: Buchstabe für Buchstabe, zuerst ein B, dann ein Y, dann ein S, und schließlich ein B. Doch danach ist nichts mehr lesbar.

 

Jacques Brel, ein bedeutender belgischer Chansonnier und Songschreiber, wurde im 20. Jahrhundert geboren. Mit seiner kraftvollen Stimme, seinen leidenschaftlichen Texten und seiner charismatischen Bühnenpräsenz hat er die französische Chanson-Landschaft maßgeblich geprägt. Brel war bekannt für seine kritischen und tiefgründigen Lieder, die oft das menschliche Dasein, die Liebe, das Scheitern und die existenziellen Fragen des Lebens thematisierten. Seine Werke zeichnen sich durch eine emotionale Intensität, eine poetische Sprache und eine reflektierte Auseinandersetzung mit dem menschlichen Zustand aus.

 

"L'éternel" reflektiert Brels Fähigkeit, die Abgründe der menschlichen Existenz und die Flüchtigkeit des Glücks einzufangen. Das Gedicht vermittelt ein Gefühl der Vergänglichkeit und der Vergeblichkeit menschlicher Bemühungen. Die Begegnung mit der geheimnisvollen Frau in der Bar symbolisiert die Suche nach Bedeutung und Nähe in einer Welt des Niedergangs und der Verlorenheit. Das Rätselhaft-Metaphorische in der Unlesbarkeit des Geschriebenen spiegelt die Unfähigkeit wider, wahre Klarheit und Verständnis zu erlangen.

 

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"L'éternel" is a poem that captures the atmosphere of decline and forlornness, in the style of the Belgian chansonnier Jacques Brel. It takes us to an oppressive, suffocating environment, from which the lyrical I steps out and goes on a smooth and shiny road. It reflects the illusion of a light in the West, which is deceptive, but still better than nothing. The protagonist enters a run-down bar that is as decayed as he and everything he knew. He feels immersed in the culture, but even that offers no real redemption. A dark-haired woman serves him a beer who is more beautiful than all the gods and her sisters. The protagonist wants to know her name and she sits down at the table. Her hand on the white plastic looks like the claw of a bird that has not yet torn any prey. He asks her name, but then a boy with a piece of paper diverts his attention. She catches his hair and he laughs and bites her arm. She licks the spot and laughs. Then she takes the pen and writes: Letter by letter, first a B, then a Y, then an S, and finally a B. But after that, nothing is legible.

 

Jacques Brel, an important Belgian chansonnier and songwriter, was born in the 20th century. With his powerful voice, passionate lyrics and charismatic stage presence, he made a significant mark on the French chanson landscape. Brel was known for his critical and profound songs, which often addressed human existence, love, failure and the existential questions of life. His works are characterized by emotional intensity, poetic language, and a reflective examination of the human condition.

 

"L'éternel" reflects Brel's ability to capture the abysses of human existence and the fleeting nature of happiness. The poem conveys a sense of transience and the futility of human endeavor. The encounter with the mysterious woman in the bar symbolizes the search for meaning and closeness in a world of decline and loss. The enigmatic-metaphorical in the illegibility of the writing reflects the inability to achieve true clarity and understanding.

 

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